Lukas Görnemann
31 Jahre, Nachhaltigkeitsberater
Meine Anfänge
Vor etwas mehr als dreißig Jahren wurde ich im schönen Lüneburg geboren, das sich mit Stade den Hansestadt-Titel, die wunderschöne Altstadt sowie den offenen Menschenschlag teilt.
Nach meinem Abitur und einem Jahr Arbeit zog ich nach Osnabrück. Dort studierte ich Philosophie und Politikwissenschaften. Neben meinem Studium dort war ich viele Jahre in der studentischen Selbstverwaltung tätig. Ich war Vorsitzender einer Hochschulpartei, Mitglied des Studierendenparlaments und Vertreter im Allgemeinen Studierendenausschuss.
Währenddessen hatte ich auch das Glück, auf einen persönlichen Mentoren zu treffen. Die wichtigste Botschaft, die er mit vermittelte war: Philosophie muss heraus aus dem theoretischen Elfenbeinturm. Sie muss praktisch sein. Deshalb schloss ich an meinen Bachelor einen Masterstudiengang für Unternehmensethik und Nachhaltigkeitsmanagement in Dresden an.
Beruflich für Nachhaltigkeit
Damit traf ich den Zahn der Zeit. Ich startete meine berufliche Laufbahn im Umweltmanagement und bin inzwischen in der Unternehmensberatung für Nachhaltigkeit in Hamburg tätig. Hier unterstütze ich große und mittelständische Unternehmen dabei, ein Nachhaltigkeitsmanagement aufzubauen, eine Nachhaltigkeitsstrategie mit konkreten Zielen und Maßnahmen zu entwickeln, und die Performance des Unternehmens für die eigenen Beschäftigten, die Umwelt, die direkten Nachbarn und alle anderen Anspruchsgruppen zu verbessern.
Dabei ist mir eines wichtig: Keine Augenwischerei. Ich unterstütze Unternehmen bei echten Verbesserungen und beim Aufbau einer glaubwürdigen Basis für nachhaltiges Wirtschaften. Alles andere gehört nicht zu meiner Stellenbeschreibung.
Von Hamburg nach Stade
Seit ich in Hamburg arbeite, habe ich mich mit meiner Frau hier in Stade niedergelassen. Inzwischen sind Kind und Hund dazugekommen. Freie Zeit verbringe ich in unserem kleinen Garten, in dem auf möglichst natürlichem Wege Gemüse und Blumen hege und pflege. Neben der S3 nach Hamburg halte ich mich auch gern in der Boxfabrik im Altländer Viertel auf – wenn der Nachwuchs es denn zulässt.
Glück gehabt
Direkt nach meinem Schulabschluss und während meiner Studienzeit habe ich gearbeitet, um gut über die Runden zu kommen. Ich habe am Band gearbeitet, Nachtschichten in der Metallindustrie verbracht, mir bei McDonalds die Hände am Grill verbrannt und meinen Rücken als Möbelpacker belastet. Nicht zuletzt habe ich das Prekariat von Aushilfsjobs und Zeitarbeit kennengelernt. Im Gegensatz zu einigen KollegInnen kehrte ich nach den Semesterferien aber wieder in mein Studienleben zurück und hatte keine Familie, die ich mitversorgen musste, keinen wackligen Aufenthaltsstatus und keinen manchmal abgedrifteten Lebenslauf.
Dass das so gewesen ist, habe ich mir mit nichts „verdient“. Ich hatte unheimlich viel Glück.
Das Glück, in Deutschland geboren zu sein.
Das Glück im städtischen Niedersachsen aufzuwachsen.
Das Glück, eine stabile Familie zu haben.
Das Glück, nicht unter körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen zu leiden.
Das Glück, Interesse an Themen zu haben, die die Gesellschaft wichtig nimmt.
Das Glück, nicht an allzu viele schlechte Einflüsse zu geraten.
Das Glück, nicht trotzdem die falsche Abbiegung genommen zu haben.
Das Glück, beruflich auf ein gutes Pferd gesetzt zu haben.
Das Glück, mit mir selbst gut auszukommen.
Nicht zuletzt das Glück, Chancen bekommen zu haben.
Dies versuche ich mir bewusst zu halten, wenn ich über Gerechtigkeit, Solidarität und Verantwortung nachdenke, die für mich die Basis von Politik sind.
Werte leben im hier und jetzt
Verantwortung zu übernehmen, solidarisch zu sein und für das Gerechte einzutreten, muss heute und nicht morgen passieren – und zwar genau hier und ganz praktisch.
Jede und jeder sollte guten Wohnraum haben, unabhängig vom Geldbeutel: Ob durch sozialen Wohnungsbau oder Förderung der Menschen, die hier wirklich leben – z.B. durch ein Vorkaufsrecht der Stadt für Wohnraum am Beispiel Tübingen.
Jede und jeder sollte die Förderung erhalten, die eben nötig ist. Gute Bildung geschieht durch gute Schulen und gute LehrerInnen, die genügend Zeit haben, um ihre Aufgaben auszufüllen. Dabei sollten die besten Schulen nicht die „besten“ Gegenden abdecken, sondern die vermeintlich „schlechtesten“.
Zukunft gestalten
Auch kommende Generationen sollen ein gutes Leben führen können. Dafür muss Stade seinen Beitrag leisten: Erneuerbare Energien sind die Zukunft, und in die Zukunft muss investiert werden. An einem gemeinsamen Strang muss die Landwirtschaft noch nachhaltiger werden – und die Landwirte müssen statt Preisdruck gerechte Bedingungen und Anerkennung erhalten.
Jede und jeder sollte eine Chance auf ein gelungenes Leben hier in Stade haben. Wer diese Chance verpasst, verdient eine zweite. Wer die zweite Chance verpasst, verdient eine dritte. Hierzu braucht es eine solidarische Stadtgemeinschaft und die vielen engagierten Menschen in Stade und drumherum. Es braucht aber auch gute Bedingungen für Zusammenkunft und Austausch und eine lebenswerte Stadt.