ORANGE DAYS 2021: Frauen leiden weltweit!

Frauen sind in Deutschland und überall auf der Welt physischer und sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Die ORANGE DAYS sollen dazu beitragen, dass das Thema präsent bleibt und Frauen auf ihrem Weg aus dieser Gewalt unterstützen.

Protest von Frauen für Frauenrechte, gegen Gewalt an Frauen
Protest von Frauen für Frauenrechte & gegen Gewalt an Frauen Bild: Orna Wachman auf Pixabay

Was uns wichtig ist: Gewaltfrei leben

In der Zeit vom 25. November 2021, Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, bis zum 10. Dezember 2021, Internationaler Tag der Menschenrechte, findet seit 1961 die 16-tägige Kampagne „ORANGE DAYS“ mit vielen Aktionen und Projekten statt, um auf das genannte Thema aufmerksam zu machen.

Die ORANGE DAYS sollen weltweit ein Zeichen setzen gegen Gewalt an Frauen

Allein in Deutschland ist laut Statistik jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben physischer oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Frauen sollen durch internationales Recht geschützt sein, so steht es zumindest auf dem Papier.

Die Menschenrechtskonvention fordert, dass alle Menschen gleich an Würde und Rechten sind. Die UN-Frauenrechtskonvention geht noch weiter ins Detail und fordert, dass jede Form von Diskriminierung der Frau beseitigt werden muss. Dieses wichtigste Menschenrechtsinstrumentarium für Frauen legt Standards zur Bekämpfung von Frauendiskriminierung in den Bereichen Kultur, Soziales, Bildung, Politik und Gesetzgebung fest.

Die UN-Frauenrechtskonvention wurde 1979 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Der völkerrechtliche Vertrag wurde bisher von 186 Staaten ratifiziert. Dazu gehören alle europäischen Staaten bis auf Vatikanstadt. Trotz aller Verträge müssen Frauen weiterhin Gewalt erfahren und häufig jahrelang ertragen.

Die ORANGE DAYS sollen dazu beitragen, dass das Thema jährlich in den Vordergrund rückt und Frauen durch Informationen die Wege aus der Gewalt aufgezeigt werden.

ORANGE DAYS in Stade – in unserer Stadt, in unserem Landkreis

Seit 2005 wird jährlich die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ durchgeführt. Initiatoren sind die Gleichstellungsbeauftragten, die durch ihre unterschiedlichen Aktionen das Thema präsent halten.

Ursprünglich beteiligten sich zahlreiche Bäckereien, mittlerweile sind Marktbeschicker der Wochenmärkte in Stade und im Landkreis sowie die Berufsbildenden Schulen III Stade hinzugekommen. Stände und Aktionen der unterschiedlichen Beratungs- und Anlaufstellen, z.B. BISS –Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt, Lichtblick – Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt, pro-familia Stade, Stader Frauenhaus, Opferhilfe Niedersachsen und viele mehr, zeigen sich in der Öffentlichkeit, um Wege aus der Gewaltspirale aufzuzeigen.

Beratungsstellen und Frauenhaus sind jedoch keine gesetzlich verankerte Pflichtaufgabe. Die Stadt Stade und der Landkreis Stade sehen sich in der Verantwortung, sich z.B. ein Frauenhaus und Beratungsstellen zu leisten. Mit steigenden Bedarfen, die vorhandenen Frauenhäuser sind überfüllt und die Beratungsstellen an ihren Grenzen der Belastbarkeit, sollten auch die Kapazitäten entsprechend ausgebaut werden.

ORANGE DAYS: Reicht es Frauen zu unterstützen oder brauchen wir mehr?

Sicherlich ist es gut und richtig, wenn Frauen, die Gewalt erleiden müssen, Hilfe und Unterstützung erhalten. Laut statistischem Bundesamt wird etwa jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher und /oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Betroffen sind Frauen aller sozialer Schichten.

So stellt sich die Frage, ob der Blick auf die Frauen ausreicht, oder ob auch in die Täterarbeit investiert werden sollte, um der Gewalt entgegen zu wirken? Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt (BAG TäHG e.V.) ist ein interinstitutioneller, interkultureller Dachverband für Täterarbeitseinrichtungen Häuslicher Gewalt in Deutschland.

Die BAG TäHG hat 10 Forderungen an die Politik formuliert. Einige möchte ich benennen:

  • Gewaltschutz braucht eine ressortübergreifende Gesamtstrategie
  • Gewaltschutzmaßnahmen müssen ineinandergreifen
  • Gewaltschutz braucht ein umfassendes, intersektional ausgerichtetes Gesamtkonzept zur Prävention geschlechtsbezogener Gewalt
  • Gewaltschutz braucht effektiven Rechtszugang für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen

Wir brauchen ein Gesamtkonzept gegen Gewalt an Frauen

Die ORANGE DAYS sollten ein Teil eines Gesamtkonzeptes zum Thema Gewalt an Frauen sein. Neben der aktiven Unterstützung, wenn bereits Gewalt erleidet wird, muss meines Erachtens zeitgleich ein präventiver Ansatz verfolgt werden. Eine Beratungs- und Interventionsstelle für Täterarbeit bei häuslicher Gewalt wäre auch in Stade erforderlich, um zukünftig ein gewaltfreies Leben für alle Geschlechter herbeizuführen.

Ich setze mich dafür ein, dass die finanziellen Ressourcen für eine Täterberatungs- und Interventionsstelle zur Verfügung gestellt werden.

 

Sie brauchen Hilfe?

Betroffene Frauen können sich direkt an die oben genannten Beratungsstellen wenden oder nutzen das Hilfetelefon unter der kostenfreien Telefonnummer 08000 116016 – kostenlos (selbst ohne Guthaben auf dem Mobiltelefon), rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen, an 365 Tagen im Jahr – oder im Internet unter https://www.hilfetelefon.de. Digital bietet das Hilfetelefon insbesondere die Möglichkeiten, die Informationen in zahlreichen Sprachen abzurufen. 

Die Beraterinnen beim Hilfetelefon sind ausgebildete und erfahrene Fachkräfte. Sie hören Ihnen zu und nehmen Sie, Ihre Situation und Ihre Fragen ernst. Sie allein bestimmen, was Sie den Beraterinnen anvertrauen und was Sie lieber für sich behalten wollen. Wenn Sie es möchten, vermittelt die Beraterin Ihnen Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsangebote in Ihrer Nähe.

 

Autorin: Sigrid Koppelmann
Ratsfrau im Stadtrat Stade und Vorsitzende der AsF Stade

Sigrid Koppelmann