Die Corona-Pandemie war ein Katalysator für ohnehin bereits existierende Probleme in unseren Innenstädten. Insbesondere die Digitalisierung hat zu einem vermehrten Bedeutungsverlust des öffentlichen Raums und zum Trend des so genannten Cocoonings geführt. Fast alles können wir mittlerweile bequem von zu Hause aus erledigen.
Die Folge ist der Verlust von immer mehr persönlichen Begegnungen und Gemeinschaftserlebnissen.
Diese globale Entwicklung lässt sich nicht auf kommunaler Ebene aufhalten. Vielmehr gilt es mit innovativen Projekten den öffentlichen Raum zeitgemäß zu gestalten. Hierfür bietet ein Projekt aus Stade einen schnell umsetzbaren und auf viele Städte übertragbaren Ansatz.
Die Ausgangslage: Neugestaltung Platz am Sande in Stade
In der Hansestadt galt es, einen rund 6.000 m² großen Platz in der Innenstadt neu zu gestalten. Dieser ist das Dach einer Tiefgarage und kann daher aus statischen Gründen nicht mit einem festen Gebäude bebaut werden. Entstehen soll ein öffentlicher Ort der Zukunft, der neue und innovative Formen der Gemeinschaft generiert.
Die Idee: Flexible Nutzung von Schiffscontainern
Mithilfe von modularen Strukturen (in diesem Fall umgebaute Schiffscontainern) können schnell und unkompliziert Angebotslücken geschlossen werden. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und vieler Gespräche mit Bürger:innen wurden insgesamt fünf Bausteine entwickelt, die Menschen auf diesem Platz zusammenführen sollen:
- Gastronomie & Events
- Kochen & Ernährung
- Sport & Bewegung
- Bauen & Basteln (DIY) sowie
- familienfreundliche Angebote.
Orientiert haben sich die ehrenamtlichen Initiatoren an dörflichen Strukturen, schließlich ist hier der Wert von Zusammenhalt und Gemeinschaft besonders groß. Wird irgendwo ein neues Dorfgemeinschaftshaus gebaut, so packen dort alle solidarisch mit an.
Dieses Mindset möchte die Ankerplatz-Crew mit Urbanität verbinden und so ein maritimes Dorf mitten in der Stadt errichten. Dieses besteht sowohl aus gemeinnützigen als auch kommerziellen Angeboten.
Die SPD Hansestadt Stade hat das Projekt „Ankerplatz“ von Anfang an unterstützt.
Mario Handke
Die Innovation: Hanse 4.0
Für die Realisierung des Projekts setzen die Hansestädter auf ein breites Bündnis aus der Zivilgesellschaft. So sollen die benötigten Rohcontainer aus Haushalts-, Förder- und Spendengeldern bereitgestellt werden.
Im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe“ erfolgen Ausbau und Betrieb in einem weiteren Schritt mithilfe lokaler Vereine, Verbände, Initiativen und Unternehmen, koordiniert von einem eingetragenen Verein, dem ein Communitymanagement unterstützend zur Seite gestellt wird.
Die große Stärke des Projekts liegt in den klar umrissenen und überschaubaren Teilprojekten. Für Kooperationspartner beim Ausbau ist der Material- und Personalaufwand gering.
Zugleich wird ein lebendiger Showroom für die Produkte und Dienstleistungen örtlicher Handwerker erschaffen, auch über die sozialen Netzwerke entstehen so sympathische Vermarktungsmöglichkeiten.

Mikroengagements als zeitgemäße Form der Beteiligung
Über diesen innovativen Ansatz bieten sich zudem zeitgemäße Ansätze für Beteiligung und ehrenamtliches Engagement. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger im Sinne ihrer jeweils eigenen Stärken und ihres zur Verfügung stehenden Zeitrahmens einbringen – durch die Verteilung der Aufgaben auf viele Schultern sogar ganz ohne Termindruck oder Verpflichtungen, die sich immer seltener mit der beruflich erforderlichen Flexibilität in Einklang bringen lassen.
So profitiert die gesamte Stadtgemeinschaft im Rahmen einer Win-Win-Win-Situation für alle.
Ausführliche Informationen: http://ankerplatz.thinktankstade.de/
Das Projekt Ankerplatz Stade ist Teil des vom Bundeskanzleramt unterstützten Umsetzungsprogramms „Update Deutschland“ von Project Together.
Gastbeitrag von Mario Handke
Bürgerinitiative „Ankerplatz“