Volkstrauertag: Veranstaltungen abgesagt
Auch die Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag fallen in diesem Jahr vielfach der Pandemie zum Opfer. Da ist bedauerlich. Wir beobachten um uns herum eine zunehmende Entfremdung mit der Demokratie, der Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und einer abnehmenden Kompromissbereitschaft, im großen wie im kleinen. In solchen Zeiten ist es besonders wichtig, an das Leid und Elend der Weltkriege zu erinnern.
Kriegsgräber mahnen: Darum Europa!
Die endlosen Reihen von Kriegsgräbern in ganz Europa mahnen uns: „Darum Europa!“ Wir brauchen mehr Europa und nicht weniger. Europa muss enger zusammenrücken, denn auch unter einem neuen US-Präsidenten Biden wird Europa mehr Verantwortung übernehmen müssen. Mit Blick auf diese Aufgabe ist es wichtig, dass wir uns auf den europäischen Gedanken besinnen und uns daran erinnern, wie das neue Europa entstanden ist. Aus den Trümmern und menschlichen Elend eines Kontinents.
Volkstrauertag ist Gedenken und Auftrag
Der Volkstrauertag ist ein Tag der Trauer. Er ist aber vor allem Mahnung und Aufruf zu mehr Engagement für ein friedliches Europa. Der Volkstrauertag soll uns aber auch erinnern an den hohen Preis, den wir zahlen, wenn Aussöhnung, Überwindung von Hass und Intoleranz und Frieden nicht gelingen. Der Preis ist unendlich hoch. Deshalb dürfen wir die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nicht vergessen.
Am 8. Mai 1945 schwiegen die Waffen in Europa. In Asien wütete der Zweite Weltkrieg noch vier Monate weiter. Diese menschengemachte Katastrophe kostete zwischen 60 bis 70 Millionen Menschen das Leben. Soldaten, Männer, Frauen und Kinder, Alte, Junge, Unschuldige und Schuldige. Viele davon starben erst in den letzten Kriegsmonaten. Ihrer wollten wir heute gedenken.
Totengedenken zum Volkstrauertag:
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.