Elbe Kliniken Stade-Buxtehude: Schuss gehört oder „Weiter so“?!

Krankenhäuser wie die Elbe Kliniken Stade-Buxtehude sind Teil der unverzichtbaren Grundversorgung. Probleme des deutschen Gesundheitssystems werden durch die aktuelle weltweite Lebenssituation aufgrund der Corona-Pandemie noch deutlicher und es ist ein ehrliches Umdenken erforderlich, zum Wohle von Patienten und Beschäftigten.

Elbe Kliniken Stade-Buxtehude, Krankenschwester
Bild: Angelo Esslinger auf Pixabay

Die aktuell weltweite Lebenssituation kannten wir bisher allenfalls aus Hollywood-Filmen. Was bislang als Fiktion galt, ist nun jedoch Realtität, mit welcher umzugehen ist. Dafür hängen sich ganz viele Menschen in ihren jeweiligen Aufgaben voll rein, insbesondere unsere Beschäftigten des Gesundheitswesens, z.B. das ganze Team der Elbe Kliniken Stade-Buxtehude, geben alles und oft auch mehr.

Es scheint mitten in der Krise nicht so passend, Forderungen aufzustellen. Aber jetzt muss auch ein Fuß in die Tür gestellt werden, damit diese nicht wie so oft wieder zuklappt. Momentan fahren alle „auf Sicht“, trotzdem sollte nicht übersehen werden: Es wird ein gutes Leben danach geben, und wir alle lernen hoffentlich aus dem Erlebten

 

Wir brauchen ein ehrliches Umdenken!

  • Die seit Jahrzehnten vernehmbare Aussage „zu viele Krankenhäuser in Deutschland“ hat sich ja wohl erledigt. Seien wir gemeinsam froh, dass es in unserem Lande noch eine veritable Anzahl funktionierender Kliniken gibt.
  • Unsere Gesundheitsversorgung ist hoheitliche Aufgabe, eignet sich nicht zum Geldverdienen am sogenannten „freien Markt“ und gehört mit ausreichend Mitteln ausgestattet.
  • Der Bund hat in Zukunft gesetzgeberisch dafür zu sorgen, dass die Kostenträger sowie er selbst alle Kliniken mit den Geldern ausstattet, welche zum Betrieb in der Realität und nicht am „grünen Tisch“ notwendig sind.
  • Das Land hat künftig vollumfänglich den Investitionsverpflichtungen nachzukommen und damit dafür zu sorgen, dass fehlende Mittel nicht beim Personal abgezweigt werden.
  • Auch die öffentlichen Krankenhausträger leisten künftig einen sichtbaren Beitrag zur Unterstützung „ihrer“ Kliniken und bringen nicht private Anteilschaften ins Spiel.
  • Die Finanzierung der aktuellen Einnahmeausfälle hat unkompliziert und auskömmlich zu erfolgen. Es kann doch nicht wahr sein, dass trotz Ausnahmesituation schon wieder diverse bürokratische Hürden angekündigt werden. Haben wir alle jetzt nicht Wichtigeres zu tun?
  • Sämtliche Berufsgruppen im Krankenhaus gehören nach einem allgemeinverbindlichen Tarif fair und angemessenen entlohnt. Einkommensdumping sowie Tarifflucht, weil die Finanzmittel bundesweit permanent gekürzt werden, müssen der Vergangenheit angehören.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Nicht die Elbe Kliniken haben ein Problem, sondern das gesamte System. Bundesdeutsche Krankenhäuser wurden in den letzten zwei Jahrzehnten, egal welche politische Farbe gerade das Sagen hatte, auf Effizienz getrimmt und dem Markt ausgesetzt.

Elbe Kliniken Stade-Buxtehude sind Teil der unverzichtbaren Grundversorgung

Dabei sind sie und die darin tätigen Menschen Teil der unverzichtbaren Grundversorgung, wie wir in diesen Zeiten eindrucksvoll erfahren. Ich bin sicher, die Klinik-Beschäftigten aller Berufsgruppen werden wieder einmal alles Menschenmögliche tun, um diese kritische Zeit zu überwinden. Jedoch im Vertrauen darauf, dass künftig ein wenig mehr Wertschätzung nicht nur in warmen Worten, sondern auch in messbaren Taten folgt. Unsere Belegschaften gehen nun in Vorleistung im Vertrauen darauf, dass „der Schuss gehört wurde“ und es nicht in einem „Weiter so“ endet.

Wirtschaften wir unser Gesundheitssystem nicht mehr weiter herunter. Investieren wir zukünftig ausreichend Zeit, Geld und Anerkennung unsere Krankenhäuser. Das deutsche Gesundheitssystem ist schon nicht schlecht, droht aber zu kippen. Es gingen bereits viel zu viele Fachkräfte desillusioniert, von denen vielleicht ja auch einige zur Rückkehr motiviert werden könnten. Die Situation in vielen Ländern um uns herum möge eine Mahnung sein, jetzt entschlossen und nachhaltig gegenzusteuern.

 

Text: Kai Holm
(Betriebsratsvorsitzender Elbe Klinikum Stade und Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion Stade)