Zum ersten Mal sah ich sie an einen Sonnabendvormittag vor der Europa- und Bürgermeisterwahl 2019 in der Stader Innenstadt. Oh, dachte ich, welch ein gut gewählter Name, so griffig und gleichzeitig programmatisch. Ihre Demo richtete
sich gegen Rechts (sic!) und für ein Europa ohne Nationalisten und Populisten. Gerne hätte ich sofort mehr über diese Initiative erfahren, war aber doch mehr mit dem eigenen Wahlkampf beschäftigt.
Nun aber sitzen sie mir gegenüber, zwei Stader Aktivistinnen, Barbara und Dörte. Ich habe sie eingeladen, um sie zu interviewen und einen kleinen Bericht über diese Gruppe zu verfassen.
Omas gegen Rechts ist eine zivilgesellschaftliche Initiative
Gegründet wurde die Bewegung im November 2017 in Österreich. Am 27.01.2018, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz durch Truppen der Roten Armee folgte die Gründung in Deutschland mit ca. 100 Gruppen dieser zivilgesellschaftlichen Initiative. Es ist also kein Verein und schon gar keine Partei. Omas gegen Rechts wurde von älteren Frauen gegründet. Denn auch ältere Frauen sind noch politisch aktiv, auch wenn das im politischen Bewusstsein der Gesellschaft nicht wahrgenommen wird. Eine Mitarbeit ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Haltung.
Für eine Zukunft in einem freiheitlichen Rechtsstaat
Gegen Rechts, gegen Diskriminierung von Behinderten, gegen Homophobie und gegen Rassismus, für ein starkes und
freies Europa, so beschreiben meine Gäste ihre Grundhaltung. Und für wen das alles? Für die Enkelgeneration, meint Barbara. Damit diese auch in Zukunft in einem freiheitlichen Rechtsstaat leben können. Darüber hinaus gelte es eine Erinnerungskultur zu bewahren. Zeitzeugen der faschistischen Terrorherrschaft gäbe es kaum noch, Zeitzeugen der Nachkriegszeit werden immer wichtiger, können sie doch über die Gründung der Bundesrepublik berichten, an der auch Nazi-Eliten beteiligt waren.
Die Gruppe trifft sich regelmäßig um 16:30 Uhr am ersten Donnerstag jeden Monats im Stader Pastor-Behrens-Haus. Darüber hinaus werden Lesungen, Vorträge und auch Schulungen veranstaltet. Durch die Wahlerfolge der Populisten und Nationalisten, nicht nur in Deutschland, ist es für die Stader Omas gegen Rechts schon später als fünf vor zwölf. Die Omas erwarten von der SPD, sich stärker und konsequenter mit den rechtsnationalen und faschistischen Kräften auseinanderzusetzen und mit diesen Kräften, zum Beispiel der AfD, keine Koalitionen einzugehen. Darüber sollte man tatsächlich auch hier vor Ort reden.
Kontakt: www.omasgegenrechts-nord.de
Text: Thomas Brückner
Dieser Beitrag stammt aus „Unsere Hansestadt Stade“: